Ich bin absolut begeistert darüber, wie schnell der Hashtag #behindernisse /#beHindernisse auf Twitter trendete und wie viele Menschen darunter über alltäglichen Ableismus berichten.
Um die Entwicklung zu dokumentieren, schreiben wir ab jetzt auf www.be-hindernisse.org darüber.
Kurz zur Vorgeschichte:
Der Hashtag entstand aus einem Gespräch mit Pajam und CatInChief nach dieser Tweetkette:
Ist es aber eben verdammt nochmal nicht. Ich werde beHindert und ich möchte, dass sich das ändert.
— Ash (@_FL_ash) 1. Februar 2016
https://platform.twitter.com/widgets.js
Der Name kommt von HairyMonoceros.
Gibt es eigentlich einen Hashtag, unter dem beHinderte Menschen speziell darüber schreiben, was sie alles inzwischen vermeiden?
— Ash (@MissMindf0ck) 1. Februar 2016
Also Leute, @HairyMonoceros schlug den Hashtag #behindernisse vor. Find ich gut und passend.
— Ash (@MissMindf0ck) 2. Februar 2016
und MikaMurstein machte auch schnell darauf aufmerksam.
A new hashtag is born #behindernisse via @MissMindf0ck
bitte macht mit! https://t.co/jkHmYDv62B— Mika Murstein (@MikaMurstein) 2. Februar 2016
Was wir nicht wussten: Es gibt auch behindernisse.de – einen Blog zu Barrierefreiheit mit dem gleichen Namen, gestartet von Birgit Brink. Hier schreibt sie über sich, ihre Geschichte und ihre Motivation, zu bloggen und hier darüber, was ihre Gedanken zum Hashtag sind.
Ursprünglich war der Gedanke, speziell über die Dinge schreiben, die wir aufgrund vieler verletzender Reaktionen im Vorfeld vermeiden. Aufgrund der Zeichenbegrenzung bei Twitter gingen viele Menschen (mich eingeschlossen) sehr schnell dazu über, nicht die Konsequenz daraus, sondern das beHindernde Verhalten von anderen Menschen, Behörden, etc zu nennen. Hier ein paar Beispiele und noch ein Artikel dazu:
Ich geh nicht mehr zur Vokü weil ich jedes mal nen Spruch gedrückt kriege wenn ich frage, ob Gluten im Essen ist. #beHindernisse
— carridwen (@carridwen) 2. Februar 2016
Von der ExStiefmutter hören „Der Adolf hats in der Sache ja schon richtig gemacht“ wenn das Thema Euthanasie im Radio läuft #behindernisse
— Pajam (@Pajam_B) 2. Februar 2016
Überhaupt scheinen nicht-beHinderte Menschen oft zu denken, wenn ich sage, dass ich etwas nicht KANN, hieße das „Red mir gut zu.“
— Ash (@MissMindf0ck) 2. Februar 2016
Behindertentoilette genderfrei? Toll. Dass der Grund dafür Entsexualisierung ist, nicht so. Identität immer wieder erkämpfen.#behindernisse
— Meckerfritze (@hrmpfm) 2. Februar 2016
„Für einen Termin rufen Sie uns doch einfach an“ und Praxen, die überhaupt keine Email-Adresse haben. #behindernisse
— l. (@ragecivilian) 2. Februar 2016
aus angst vor shaming jahrelang die burnouts ignorieren, die der preis für „normales“ funktionieren sind. #behindernisse
— teo*rie (@gleamingauction) 2. Februar 2016
„Du wirkst gar nicht so.“ von Menschen hören, die nicht wissen wie viel Coping& Anpassung es bedeutet, so „normal“ zu wirken. #beHindernisse
— kuro (@kurorori) 2. Februar 2016
in der bahn böse angeguckt werden, wenn ich auf behinderten-platz sitzen bleibe, weil ‚unsichtbare‘ behinderungen #behindernisse
— meso (@mesopelagial) 2. Februar 2016
Wenn einem keine Körperteile fehlen, ist man in Deutschland nicht behindert. #behindernisse
— Moritz Stiepert (@Stiepertorico) 2. Februar 2016
„Mir kommst du aber nicht autistisch vor“ #behindernisse
— projectenigma (@project1enigma) 2. Februar 2016
Ich kann das nicht. #BeHindernisse –> https://t.co/xu3mRUCXQH
— Schmerzgott (@Gedankenkleider) 2. Februar 2016
Auch die Frage, ob die eigenen Einschränkungen überhaupt „schlimm genug“ sind, tauchte häufiger auf. Aus meiner Sicht ist auch das ein großer Teil von beHinderung und (internalisiertem) Ableismus – ich kenne kaum behinderte Menschen, die sich das nicht immer wieder fragen.
Darf ich es #beHindernisse nennen wenn ein psych. Mangel an Kraft mich an meine Wohnung fesselt?
Ich will Eure Erfahrungen nicht belittlen.— SJV Katrina Reichert (@KatrinaR47) 2. Februar 2016
sich nicht trauen, unter #behindernisse zu twittern, weil gesellschaftliches „selbst schuld“ so tief drinsteckt.
— teo*rie (@gleamingauction) 2. Februar 201
Sich nicht trauen, nen richtigen Tweet zum Hashtag zu schreiben, weil andere denken, dass es einem doch ganz gut geht. #behindernisse
— Ed Banger (@ED_B4NG3R) 2. Februar 2016
Sich nicht trauen, über seine Behinderung zu reden, weil eins weiß, dass informelle Diagnosen für viele ›nicht gelten‹ #beHindernisse
— rubus idaeus (@stopifnot) 2. Februar 2016
Dank @marthadear und anderen verbreitete sich der Hashtag sehr schnell und wurde von so vielen Menschen genutzt, dass er gestern bereits über 10 Stunden lang trendete.
diesen hashtag gibt es nun >> #behindernisse. https://t.co/GiwgLLQALy
— anne wizorek (@marthadear) 2. Februar 2016
Unter dem Hashtag #Behindernisse schreiben Twitterer, was sie im Alltag vermeiden müssen und wer/was sie behindert. https://t.co/KYqVZ7o1Ka
— SWRinfo (@SWRinfo) 2. Februar 2016
Diesem Hashtag sollten Sie folgen: Unter #beHindernisse erzählen behinderte Menschen von alltäglicher Ausgrenzung und Be-Hinderung.
— Antidiskriminierung (@ADS_Bund) 2. Februar 2016
Ich bin sehr sehr dankbar dafür, dass solche Dinge auf Twitter möglich sind und dass Menschen regelmäßig über Ableismus schreiben. Bevor ich auf Twitter war, fehlten mir selbst die Worte dafür, zu beschreiben, was mir immer wieder passierte. Es hat sich jedes Mal schlecht angefühlt, aber benennen konnte ich es nicht.
Es ist sehr beruhigend, einerseits zu sehen, dass es nicht an mir liegt, dass ich nicht alleine damit bin und dass es anderen Menschen auch so geht und gleichzeitig auch, dass nicht-beHinderte Menschen sich in dem Bereich reflektieren und sensibilisiert werden.
Danke an alle, die seit gestern unter #beHindernisse twittern und lesen!
Wie du vielleicht weißt, kann ich aufgrund meiner beHinderungen keiner „normalen“ Erwerbstätigkeit nachgehen und mich hier und in sozialen Netzwerken aktivistisch zu betätigen, ist quasi mein Job. Falls dir gefällt, was ich mache, und du mich und den Vierbeiner mit einem kleinen Betrag unterstützen möchtest, kannst du das zum Beispiel über meinen Amazon-Wunschzettel oder über Patreon. Danke dir sehr! ❤
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